Gesundheitsberufe. Von der Pflege über die Physiotherapie bis zur Biomedizinischen Analytik – Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen sind mehr denn je gefragt. Neben sozialen werden auch zunehmend technische Fähigkeiten relevant
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Gut betreut in den Lebensabend. Mit der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung nimmt auch der Bedarf an umfassend geschultem Pflegepersonal stark zu
Berufe im Gesundheitswesen sind Jobs mit besten Zukunftsaussichten – darin sind sich Experten einig. Denn nicht nur werden Frauen und Männer immer älter, sie möchten auch im Alter selbstbestimmt und fit leben. Hinzu kommt der rasante Fortschritt in der medizinischen Versorgung, der hinsichtlich Therapie aber auch Prävention zunehmend Experten in den unterschiedlichsten Fachrichtungen benötigt, die sich den neuen Herausforderungen stellen.
Bachelorstudium
Als einzige Fachhochschule in Österreich im Department Gesundheitswissenschaften bildet die FH Campus Wien alle sieben gesetzlich geregelten gehobenen medizinischtherapeutisch-diagnostischen Berufe sowie Hebammen aus. Und die Nachfrage ist groß. Bereits seit 2008 gibt es auch ein Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege, das im Studienjahr 2020/21 schon 470 Studienanfänger verzeichnet. Bis 2025/26 werden an der Fachhochschule zusätzlich 800 Ausbildungsplätze für medizinisch-therapeutisch-diagnostische Berufe sowie Hebammen geschaffen.
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Die FH Campus Wien bietet das Bachelorstudium Radiotechnologie an
Soziale Kompetenzen
Im Fokus der universitären Ausbildung: eine hohe Studierendenorientierung, fachpraktische Kompetenzvermittlung und ein breites Angebot an Praktikumsstellen in Gesundheitseinrichtungen. Besonderer Wert wird daraufgelegt, dass die Absolventen hohe fachliche Berufskompetenz erwerben, wissenschaftlich fundiert Handeln und solide sozial-kommunikative Kompetenz haben.
Zwei gleichwertige Pole
In den Departments Angewandte Pflegewissenschaft sowie Gesundheitswissenschaften bilden sich derzeit 2.500 Studierende in 19 Studien- und Lehrgängen fort. Dabei können sie aus neun Bachelorstudiengängen, einem Masterstudium, fünf Masterlehrgängen und vier akademischen Lehrgängen wählen – von Gesundheitsund Krankenpflege über biomedizinische Analytik und Physiotherapie bis Radiotechnologie. In allen Ausbildungsdisziplinen finden die beiden Pole „Gesundheit“ und „Krankheit“ dabei gleichermaßen Berücksichtigung. „Gesundheitsförderung, Erhaltung und Gestaltung von Gesundheit stellen neben Krankheitsorientierung wesentliche Elemente der Ausbildung dar”, so Roswitha Engel, Departmentleiterin Angewandte Pflegewissenschaft und Studiengangsleiterin Gesundheits- und Krankenpflege, und Silvia Mériaux-Kratochvila, Departmentleiterin Gesundheitswissenschaften und Studiengangsleiterin Physiotherapie.
Top-Zukunftschancen
Beide betonen, dass zukünftig vor allem „Fähigkeiten, wie hohe sozial-kommunikative und Beratungskompetenzen gefragt sein werden. Diese sind erforderlich, um die Menschen in ihrer Fähigkeit zu unterstützen, sich gesundheitsförderlich verhalten zu können. Das Ziel ist, Menschen verständlich zu machen, warum sie diese oder jene Maßnahme oder Handlung erfüllen sollen.“ Laut den beiden Gesundheitsexpertinnen liegen die Zukunftschancen von Gesundheitsberufen nicht nur in neuen Verfahren der personalisierten Medizin und dem Ausbau der Gesundheitsförderung und Prävention begründet. Auch der steigende Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen durch eine älter werdende Gesellschaft, die dabei unterstützt werden soll, möglichst lange selbstbestimmt und selbstständig bleiben zu können, ist ein relevanter Faktor: „In den Gesundheits- und Pflegewissenschaften wachsen die Bereiche Gesundheitsvorsorge, Prävention und Beratung, die personalisierte Medizin im Sinne der individualisierten therapeutisch diagnostischen Verfahren, die Telemedizin sowie der Einsatz digitaler technischer Unterstützungen in Therapie, Diagnostik und Gesundheits- und Krankenpflege stark zusammen.“
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Biomedizinische Analytiker nutzen für ihre Arbeit innovative Technologien
Ausbildungsplätze
Dass der Bedarf an gut ausgebildeten Pflegepersonen in allen Berufsgruppen, von Pflegeassistenz über Pflegefachassistenz bis zum gehobenen Dienst ansteigt, bestätigt Monika Badilla, Bereichsleiterin Pflege und Betreuung im Fonds Soziales Wien (FSW). Auch deshalb kooperiert der FSW mit dem Wiener Gesundheitsverbund und der FH Campus Wien. „Der Mehrbedarf an Ausbildungsplätzen im Pflegeassistenz- und Pflegefachassistenzbereich“, so Badilla, „wird vom FSW geplant und im AWZ – Aus- und Weiterbildungszentrum Soziales Wien – umgesetzt: 2020 konnten 270 zusätzliche Plätze in diesem Bereich geschaffen werden, der Aufbau geht stufenweise weiter.“ Die FSW-Vertreterin sagt, dass eine zentrale Bedarfssteuerung sinnvoll ist, und dabei auch die Pflegeeinrichtungen mit ins Boot geholt werden, indem sie Praktikumsplätze anbieten, um eine qualitätsvolle und bedarfsgerechte Ausbildung zu ermöglichen.
Hochwertige Pflege
Doch die Anforderungen und Aufgaben der Pflege werden immer komplexer, weshalb in der Ausbildung zunehmend Wert auf die Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen gelegt und in der Planung ebenfalls auf Kooperation gesetzt wird: „Als Fonds Soziales Wien ist es unsere Aufgabe, hochwertige und leistbare Pflege und Betreuungsangebote sicherzustellen“, sagt Badilla. Dafür braucht es gut ausgebildete, motivierte Fachkräfte. Ausbildung alleine ist aber nicht alles, wie die Expertin weiß, „denn auch die Arbeitsbedingungen müssen passen, damit Fachkräfte fit und motiviert bleiben. Dazu arbeiten wir an einem Projekt desDachverbands der Wiener Sozialeinrichtungen mit.“
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Prävention spielt bei der Physiotherapie eine immer relevantere Rolle
Pflege mit Matura
Eines der Projekte ist die „Pflege mit Matura“. Die berufsbildende Ausbildung wird in Kooperation mit dem AWZ Soziales Wien durchgeführt und dauert fünf Jahre. Unter anderem werden die Schüler für die berufliche Tätigkeit im Gesundheits– und Sozialbereich ausgebildet und erhalten ausgewählte Praktikumsplätze in Einrichtungen des Wiener Sozialund Gesundheitswesens. Die von der Stadt Wien geförderte Ausbildung schließt mit der Matura und der Berufsqualifikation zur Pflegefachassistenz ab.
Technisches Know-how
Gleich, für welchen Bereich des Gesundheitswesens sich die zukünftigen Fachkräfte auch entscheiden – soziale Kenntnisse spielen dabei ebenso eine Rolle wie technische. Die FH Campus Wien Departmentleiterinnen Roswitha Engel und Silvia Mériaux-Kratochvila betonen, dass eine weitere zentrale Fähigkeit jene sein wird, im interprofessionellen Team produktiv zusammenarbeiten zu können. Auch im Gesundheitsbereich spielt die Digitalisierung eine tragende Rolle. Daher ebenso, darin sind sich die Expertinnen einig, unabdingbar: die Fähigkeit, mit digitalen und technischen Medien umzugehen, diese einzusetzen und in Teilbereichen auch mitzuentwickeln.
Autor: Sandra Wobrazek