Belastung für das Gesundheits-System


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Laut dem „Austrian Health Report 2022“ hat knapp jeder Dritte Österreicher während der Pandemie weniger häufig einen Arzt aufgesucht, obwohl ein Krankheitsgefühl bestand
 

Gesundheit. Die Auswirkungen der Pandemie haben die heimische Gesundheitsversorgung stark belastet. Weniger Arztbesuche und erschwerte Behandlungen waren die Folge

Während der Corona-Pandemie war und ist das heimische Gesundheitssystem großen Belastungen ausgesetzt. Wie sehr, zeigt der „Austrian Health Report 2022“, für den das Umfrageinstitut IFES, im Auftrag von Sandoz, den Gesundheitszustand der österreichischen Bevölkerung und die Auswirkungen der Pandemie bis hin zu gesundheitlichen Langzeitfolgen, Vertrauen in Arzneimittel und der Belastung des Gesundheits-Systems erhob.

Laut der Studie beurteilt ein Drittel der Österreicher ihren eigenen allgemeinen Gesundheitszustand als wenig gut – damit hat sich im Vergleich zu vor der Pandemie der Gesundheitszustand verschlechtert. Groß ist auch der Unterschied zwischen der Lebenszufriedenheit von jungen Menschen im Vergleich mit älteren. Jeder Dritte der Altersgruppe über 60 Jahre gibt diese „sehr gut“ an, in der Gruppe der 18-29-Jährigen nur jeder Fünfte.

„Die Corona-Pandemie hat Schwachstellen und Verliererinnen und Verlierer unseres Gesundheits-Systems aufgedeckt. Es gilt daher, von Seiten der Politik , das Gesundheitssystem zu optimieren, um auf künftige Krisen besser vorbereitet zu sein und die Gesundheitsversorgung im Allgemeinen effektiv auszurichten“, erklärt Maria Hofmarcher-Holzhacker, Gründerin von HealthSystemIntelligence und stellvertretende Vorständin der aha Austrian Health Academy.

Weniger Arztbesuche

Die Belastung des Gesundheits-Systems durch die Pandemie zeigt auch Auswirkungen auf die medizinische Versorgung. Laut „Austrian Health Report 2022“ hat knapp jeder Dritte Österreicher (29 %) weniger häufig ärztliche Hilfe in Anspruch genommen, obwohl ein Krankheitsgefühl bestand. Besonders betroffen davon sind chronisch erkrankte Personen: 22 Prozent geben an, dass ihre Behandlung erschwert wurde. Jeder fünfte Österreicher konnte eine notwendige Behandlung nicht oder seltener durchführen und fast jeder Zehnte (9 %) musste eine OP verschieben.

Abgeleitet aus der Studie zeigt sich, dass sich vor allem jüngere Personen (18–29 Jahre), Familien mit Kindern und Weniger-Verdiener in Österreich benachteiligt fühlen und es teilweise auch sind.

Grundsätzlich zeigten die Befragten in der Studie hohes Vertrauen in die heimische Produktion von Medikamenten. 65 Prozent haben in Österreich bzw. der EU hergestellte Medikamente mehr Vertrauen als in andere Herstellungsländer (internationales Ausland). Dementsprechend hoch ist der Anteil an Befragten, die eine stärkere Unabhängigkeit Österreichs in der Medikamentenproduktion als sehr wichtig empfinden (61 Prozent). Auch das Thema Generika-Produktion in Österreich wird von über 80 Prozent als (sehr) wichtig eingeordnet.

Ausbildung von Ärzten

Ein weiteres Problem für die heimische Gesundheitsversorgung ist auch der Mangel an Ärzten. Um einem Ärztemangel gegenzusteuern, ist es für die Österreichische Ärztekammer unerlässlich, Absolventen nach dem Regelstudium Ausbildungsstellen anzubieten. „Wir können uns nicht immer vor dem drohenden Ärztemangel fürchten, dem Damoklesschwert über unserer Gesundheitsversorgung, wenn wir gar keine Ausbildung zulassen. Motivierten ärztlichen Nachwuchs gibt es in ausreichender Zahl, wir kümmern uns nur nicht um ihn, wenn das Studium absolviert ist. Dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn diese Jung-Ärzte künftig in einem deutschen oder Schweizer Spital anheuern“, erklärt Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer. Neben dem Anbieten von Ausbildungsstellen müssen jedoch auch die Rahmenbedingungen passen. „Es geht um konkrete Zukunftsperspektiven, etwa um das Zulassen innovativer, flexibler Work-Life-Balance Modelle, die den Anforderungen des 21. Jahrhunderts und den Bedürfnissen der Lebenssituation entsprechen. Insbesondere Ausbildung und deren Qualität ist unseren Jungen extrem wichtig, ein Ausbildungsoberarzt an jeder Abteilung, an der ausgebildet wird, wäre dringend nötig, aber auch, dass Ausbildung generell wirklich ernst genommen und mit dem entsprechenden Engagement und mit dem dafür nötigen Zeitaufwand durchgeführt wird“, so der stellvertretende Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vertreter der Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung, Stefan Ferenci.

Jüngere Altersgruppe

Die Generationen Y und Z haben laut dem „Austrian Health Report 2022“ jedoch nicht nur im Bereich der Gesundheitsversorgung, sondern auch in anderen Aspekten mehr unter der Pandemie gelitten. Jeder Fünfte der Altersgruppe 18–29 Jahre hat das Gefühl, durch die Pandemie viel versäumt zu haben. Mit dem Haushaltseinkommen sind insgesamt 38 Prozent sehr gut ausgekommen, für jeden Fünften reichte es aber nur knapp oder gar nicht. Hoch war die finanzielle Belastung bei jüngeren Altersgruppen und Familien mit Kindern. 40 Prozent aller Befragten mussten in den vergangenen zwei Jahren auf Erspartes zurückgreifen.

- Helene Tuma

 

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