Weibliche Lehrlinge dringend gesucht

Mädchenanteil. Durch den technischen Fortschritt wird eine Lehre in technischen Berufen auch für junge Frauen attraktiv

© OEBB MAREK KNOPP

Unternehmen wie die ÖBB versuchen, mit speziellen Projekten das Interesse von weiblichen Lehrlingen für eine Ausbildung in technischen Berufen zu wecken

Durch die Digitalisierung verändert sich die Arbeitswelt. Ausbildungen im technischen Bereich werden dadurch für Mädchen immer attraktiver, denn handwerkliche und technische Berufe stellen durch den digitalen Fortschritt und die technische Weiterentwicklung heute keine so außergewöhnliche körperliche Belastung mehr dar, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Es wird mit dem Computer oder mit modernen Maschinen und Geräten gearbeitet, körperlich schwere Tätigkeiten sind auf ein Minimum reduziert.

Hoher Mädchenanteil
Die ÖBB haben bereits vor Jahren einen guten Weg eingeschlagen, mehr Frauen und Mädchen für Jobs im Unternehmen zu begeistern. So bringt der Konzern Mädchen technische Projekte und Berufe beispielsweise beim Girls!Tech-Camp oder Girls Day näher und begleitet sie intensiv. Entsprechend haben die ÖBB einen Mädchenanteil von über 21 Prozent unter den Lehrlingen. „Mit dem Start des neuen Lehrjahrs im September 2020 haben wir österreichweit mehr als 640 neue Lehrlinge aufgenommen – das ist ein neuer Rekord! Und noch mehr freut es mich, dass rund 130 Mädchen neu an Bord sind. So soll es weitergehen, denn unterschiedliche Perspektiven machen unsere Teams besser“, so Andreas Matthä, CEO ÖBB. Inzwischen lassen sich bei den ÖBB deutlich mehr Frauen in technischen Berufen ausbilden, als in kaufmännischen. Aber natürlich entwickelt sich die Lehre durch die Digitalisierung weiter und bietet viele neuen Chancen.
Die ÖBB haben innerhalb der letzten Jahre an sieben Standorten auf den zukunftsweisenden Beruf Mechatronik umgestellt. Zusätzlich werden seit September 2020 auch Lehrlinge im neuen Lehrberuf Applikationsentwicklung-Coding ausgebildet. Da diese Umstellungen für alle neu sind, haben Mädchen und Jungs dieselbe Startposition. „Wir wollen auch in Zukunft noch mehr weibliche Lehrlinge für die Bahn begeistern – speziell für die technischen Lehrberufe. Denn als ÖBB haben wir längst erkannt, dass typische Frauen- und Männerberufe der Vergangenheit angehören. Daher kann ich den jungen Frauen nur raten: Traut euch – Technik hat Zukunft“, erklärt Matthä.

Karriere in der Industrie
Seit September 2020 verstärken beim Papierhersteller Hamburger Austria sechs weitere engagierte Lehrlinge die Belegschaft am Standort Pitten. Dabei haben sich zwei weitere junge Frauen für einen Berufseinstieg in der heimischen Papierindustrie entschieden und erhöhen die Anzahl der weiblichen Lehrlinge im Unternehmen auf vier. Die jungen Frauen werden eine Lehre zur Industriekauffrau und zur Papiertechnikerin antreten. „Es ist Aufgabe der gesamten Branche, verstärkt junge Frauen für eine Karriere in der Industrie zu begeistern und ihnen die Vorteile einer Ausbildung zu den Spitzenfachkräften von morgen näherzubringen. Wir freuen uns sehr, dass wir auch im Corona-Jahr 2020 unser Team um sechs motivierte Lehrlinge erweitern konnten“, erklärt Josef Krenn, Werksleiter, Standort Pitten.

Das Interesse wecken
Die OMV bildet in den technischen Berufen Chemieverfahrenstechnik, Elektrobetriebs- und Prozessleittechnik und Elektrobetriebs- und Metalltechnik Lehrlinge aus. Der Anteil an weiblichen Lehrlingen ist mit fünf Prozent jedoch wesentlich geringer als der Anteil an männlichen Lehrlingen in technischen Berufen.
Um das Interesse von weiblichen Lehrlingen für eine Ausbildung bei der OMV zu wecken, nimmt das Unternehmen unter anderem am Wiener Töchtertag teil. Zusätzlich wird durch direkten und indirekten Austausch mit Schülerinnen und Studentinnen versucht, das Interesse für eine Ausbildung im Unternehmen zu wecken. „Als internationaler Konzern streben wir nach Vielfalt und Chancengleichheit. Zentral ist dabei die aktive und nachhaltige Förderung von Frauen in technischen Berufen. Mit unseren Initiativen setzen wir einen Schritt in diese Richtung und wollen bereits frühzeitig das Interesse von Mädchen für technische Berufe wecken und stärken“, bekräftigt Isabell Hametner, Personalleiterin OMV.

Autor: Helene Tuma

 

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