Die Lehre ist der perfekte Einstieg in ein erfolgreiches Berufsleben

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Obwohl es mehr Lehrlinge als vor der Krise gibt, sind österreichweit mehr als 3.700 Ausbildungsplätze unbesetzt.

 

Digitalisierung, Dekarbonisierung und Produktinnovationen prägen die Energie-Branche. Digitale Talente sind bei Wien Energie gefragt und der Frauenanteil, besonders im technischen Bereich, soll deutlich erhöht werden. In den nächsten Jahren entstehen mehr als 200 neue Jobs. 

Ausbildung. Die heimischen Betriebe aus allen Branchen suchen nach Lehrlingen. Interessante und zukunftsorientierte Lehrstellen gäbe es also genug, jetzt heißt es die Jugendlichen dafür zu gewinnen und das Image der Lehre aufzupolieren

Das österreichische System der dualen Lehre – die zu 80 Prozent im Lehrbetrieb und zu 20 Prozent in der Berufsschule stattfindet – gilt international als Vorbild. Dennoch hat die Lehre seit Jahren ein Imageproblem, was die Lehrlingszahlen Jahr für Jahr sinken lässt. So zeigt ein Blick auf die aktuellen Zahlen der WKÖ für Ende August 2021, dass insgesamt 91.830 Jugendliche in den heimischen Ausbildungsbetrieben eine Lehrausbildung absolvieren. Das ist ein Minus von 0,5 Prozent gegenüber August 2020. Doch die gute Botschaft lautet: Es sind trotz niedrigem Niveau knapp mehr als vor Beginn der Corona-Pandemie.

 

Lehrlinge  gesucht

Viele Ausbildungsbetriebe klagen jedoch über einen Bewerbermangel, wie die letzten Zahlen der WKÖ zeigen. So stehen 13.846 offen gemeldeten Lehrlingsstellen aktuell 10.107 Lehrstellensuchende gegenüber. Mehr als 3.700 Ausbildungsplätze sind somit österreichweit unbesetzt.   Um dem immer akuter werdenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken sind Lehrlinge besonders gefragt. „Wir müssen neue Zielgruppen für die duale Ausbildung erschließen, damit der Fachkräftemangel das Wachstum der Wirtschaft nicht dauerhaft hemmt“, betont Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der WKÖ. „Ein wichtiger Baustein sind maßgeschneiderte Angebote für ältere Personen, die sich für eine Lehre interessieren, für Quereinsteiger oder Studien-Umsteiger, wie wir sie zum Beispiel mit der dualen Akademie anbieten. Wir brauchen aber auch durchgängige Weiterbildungsmöglichkeiten mit offiziell anerkannten Abschlüssen, wie sie die höhere Berufsbildung vorsieht: Österreich hinkt hier im internationalen Vergleich nach und verzichtet auf viel Potenzial.“ Im Jahr 2020 waren bereits 12,2 Prozent der Lehranfänger älter als 18 Jahre, Tendenz stark steigend.

 

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Sanela Iseinoska und Dominic Toprak holten den Sieg

 

Hohe Zufriedenheit

Österreichs Lehrlinge stellen ihrer Ausbildung ein ausgezeichnetes Zeugnis aus, wie eine  market Umfrage zeigt. So sind 80 Prozent der Befragten mit ihrer Lehre „zufrieden“, 50 Prozent davon sogar „sehr zufrieden“. Dieses positive Bild wird durch weitere Aussagen bestätigt: 76 Prozent würden sich jederzeit wieder für eine Lehre entscheiden.  77 Prozent haben das Vertrauen, leicht einen Arbeitsplatz zu finden. Und 72 Prozent wissen gute Verdienstmöglichkeiten mit abgeschlossener Lehre zu schätzen. Mehr als acht von zehn Lehrlingen schätzen die fachliche Kompetenz ihrer Ausbildungsbetriebe, haben ein gutes Verhältnis zu ihren Chefs und fühlen sich geschätzt.

 

Betriebe auf der Suche

Die Zahlen vom Arbeitsmarkt stimmen zuversichtlich. 2021 steht nicht nur im Zeichen einer kräftigen Erholung am österreichischen Arbeitsmarkt – auch das Angebot an Lehrstellen  verzeichnet einen starken Anstieg. Nach den Erhebungen der Jobportale karriere.at und hokify waren Ende August um 46 Prozent mehr Lehrstellen ausgeschrieben als 2019 und um 32 Prozent mehr als im Vorjahr.  „Besonders viele Lehrplätze werden momentan in den Industrieregionen ausgeschrieben – am meisten in Oberösterreich, gefolgt von der Steiermark und Niederösterreich. Generell steigt die Zahl der ausgeschriebenen Lehrstellen in fast allen Berufsfeldern kontinuierlich“, erläutert karriere.at-CEO Georg Konjovic. Generell sei für die Lehre ein starker positiver Trend erkennbar.

 

Technische Fachkräfte

Für den steirischen Leiterplattenhersteller AT&S sind Lehrlingsausbildung und Nachwuchsförderung wichtige Instrumente, um gut ausgebildete Fachkräfte für die Herausforderungen in der internationalen Elektronikindustrie langfristig an das Unternehmen binden zu können. Darum bietet AT&S den Lehrlingen einen  Mix aus Theorie, Praxis und Persönlichkeitsentwicklung. „Wir brauchen Lehrlinge als Fachkräfte von morgen in den unterschiedlichsten Themenfeldern, technisch genauso wie im administrativen Bereich. Deshalb setzen wir bei AT&S viele spannende Initiativen und Anreize, um diesen Ausbildungsweg noch attraktiver zu machen“, sagt AT&S- CEO Andreas Gerstenmayer

 

Lebensmittelhandel

Eine Branche, die sich in der Krise als besonders stabil gezeigt hat, ist der Lebensmittelhandel. Das zeigt sich auch bei den ausgeschriebenen Lehrstellen. So starteten 184 neue Lehrlinge im Herbst eine Lehrausbildung beim Lebensmitteldiskonter Hofer. Und die Karriereaussichten sind bestens, wie Hofer-CEO Horst Leitner betont: „Unsere Lehrlinge von heute sind unsere engagierten Verkaufsprofis von morgen. Zahlreiche Filialleiterinnen und Filialleiter starteten als Lehrling bei Hofer und führen nun ein Team von bis zu 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.” Die Hofer Lehre ist somit der erste Schritt in eine krisen- und zukunftssichere Karriere als Fach- oder Führungskraft im Unternehmen. „Und für uns selbstverständlich eine wichtige und wertvolle Investition in die Zukunft“,   erklärt der Hofer-CEO. Internes Talent Management, digitale Inhalte und der langfristige Aufbau von Wissen werden dabei immer wichtiger, um am Puls der Zeit zu sein.

 

Wiener Städtische

Mit derzeit 160 Lehrlingen zählt die Wiener Städtische österreichweit zu den größten Lehrlingsausbildnern der Branche. Lehrstellensuchende können seit Herbst beim „Check die Lehre“-Jobgame  ihre Eignung, Kompetenzen und Interessen in praxisnahen Missionen und Aufgaben als Versicherungsberater online ausprobieren und erhalten so wertvolle Einblicke in die Lehrausbildung. Dass die Ausbildung zeitgemäß und spannend ist, zeigen auch die Erfolge abseits des normalen Berufsalltags. Nach dem Erfolg beim Lehrlingshackathon der Wirtschaftskammer Wien holte das Lehrlingsteam der Wiener Städtischen  auch den Sieg im Rookies-Bewerb beim Bundes-Lehrlingshackathon mit einer Gamification-App zur Versicherungs-Lehrabschlussprüfung in Anlehnung an das Super Mario Spiel.  Wiener Städtische Vorstandsdirektorin Sonja Steßl: „Nachwuchsförderung hat in der Wiener Städtischen seit jeher einen zentralen Stellenwert. Auch abseits der Versicherung wollen wir unsere Lehrlinge unterstützen und motivieren. Der Sieg der beiden Lehrlinge freut mich besonders, weil er beweist, dass Innovationskraft schon bei unseren Jugendlichen stark ausgeprägt ist.”

- Herta Scheidinger

 

 

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