Eine Zweite Chance für Abfallprodukte

© JANA MADZIGON

Sissi Vogler produziert mit ihrem Fair Fashion Label Refished Taschen und Accessoires aus Abfallmaterialien

Ressourcenschonung. Durch Upcycling und Reparatur leisten Unternehmen einen großen Beitrag für den Umweltschutz

Die Themen Ressourceneffizienz und Abfallvermeidung gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Menschen haben erkannt, dass, um die Klimaziele zu erreichen, ein Umdenken und eine Abkehr von der Wegwerfgesellschaft stattfinden muss. Dieser Trend bietet Unternehmen, die sich auf die Reparatur von Geräten oder dem Upcycling von Abfall-Materialien spezialisiert haben, eine Chance. Mit Kreativität und sozialem Engagement leisten sie einen wertvollen Beitrag.

Fashion aus Abfall

Bei der Wiener Fair Fashion Marke Refished dreht sich alles um das Thema Upcycling. Aus Abfall, also Materialien, die nicht mehr benötigt werden, die aber sehr widerstandsfähig sind, fertigt Unternehmensgründerin Sissi Vogler Taschen und Accessoires. „Zwei wichtige Grundsätze sind natürlich die faire Produktion, wir produzieren in Behindertenwerkstätten unter gerechter Entlohnung, sowie die Transparenz – auf jedem unserer Produkte unterschreibt die Näherin oder der Näher und wir stellen sie auch online vor“, so Sissi Vogler. Produziert wird sowohl in Kambodscha (Fischfutter- und Zementsackkollektionen) als auch in Wien (Fahnen, Planen). Also dort, wo das Basismaterial als Müll anfällt. Ein Umdenken der Kunden in den letzten Jahren hat auch sie bemerkt. „Seit unserer Gründung vor zehn Jahren hat sich irrsinnig viel in die positive Richtung getan. Viele Menschen haben begonnen ‘bewusster’ zu konsumieren. Sie stellen sich vor dem Kauf die Fragen, woher kommt es und wo bzw. wie wurde es produziert? Bei der Gründung träumte ich von einer Zeit, in der es normal ist, dass das Angebot bereits auf soziale und umwelttechnische Kriterien geprüft im Regal steht und es normal ist, dass nichts und niemand am Weg dorthin zu Schaden kam. Damit die Generationen nach uns, auch noch ein schönes Leben haben“, so Vogler. Aktuell ist Refished dabei eine neue Kollektion aus alten Werbeplanen zu entwickeln und zu launchen. Vogler: „In diesem Segment sind aber wir bereits im B2B Bereich sehr aktiv. Für Schärdinger haben wir ein 1000m2 Werbeplakat zu 1500 Taschen upcycelt und für Milka haben wir Werbebanden und Eventzelte vom Skiweltcup zu 250 Tote Bags und 350 Bauchtaschen verarbeitet. Aktuell arbeiten wir an einem Upcycling-Produkt für das Österreichische Parlament. Alles natürlich ‘Made in Vienna’. Insgesamt gesehen möchten wir weiter wachsen, um mehr Menschen die Möglichkeit einer fairen Beschäftigung geben zu können.“

Reparieren als Trend

© R.U.S.Z

Das Reparatur und Service-Unternehmen R.U.S.Z ist ein Pionier der Kreislaufwirtschaft und RessourcenschonungDas Wiener Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z ist ein Pionierbetrieb der Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen leistet nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Ressourcenschonung durch die Verlängerung der Nutzungsdauer von Elektrogeräten, es nimmt auch sein soziales Engagement, etwa durch die unbefristete Beschäftigung von ehemals langzeitarbeitslosen Mechatronikern, die zu Fachexperten ausgebildet werden, sehr ernst. „Die Idee entstand bereits während meines Geografiestudiums. Während der Arbeit in der von mir mitbegründeten „Die Umweltberatung“ wollte ich als Experte für Ressourceneffizienz und Abfallvermeidung etwas mit mehr Wirkung tun, als mich um verpackungsarmen Einkauf zu kümmern. Bereits damals war die Produktion von Elektrogeräten eine Ressourcenvernichtungsmaschine und Elektroaltgeräte der am schnellsten wachsende Abfallstrom“, erklärt Sepp Eisenriegler, Gründer von R.U.S.Z. Und so hat er die Lösung einer gesellschaftlichen Herausforderung zu seinem Geschäftsmodell gemacht. Das Unternehmen ist ein privates Social Business und neben dem täglichen Reparaturservice auch ein Zentrum für Verbraucherschutz und Nachhaltigkeit. Derzeit verlängert das Unternehmen die Nutzungsdauer von rund 9000 Elektrogeräten pro Jahr in Wien durch fachkundige Reparatur, Tendenz steigend. „Zuerst durch Fridays4Future, dann durch die Corona-Pandemie. Am wirkungsvollsten ist aber sicher der Reparaturbonus. Wir wurden und werden mit Reparaturaufträgen geflutet. Seit 26. April sind unsere Umsätze um 50 Prozent gestiegen“, so Sepp Eisenriegler.

- Helene Tuma

 

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