Zukunftsperspektive. Unternehmen sichern sich mit der Ausbildung von Nachwuchsfachkräften ihren betrieblichen Erfolg
Aktuell ist Hauptsaison für die Lehrlingssuche, denn Firmen suchen jetzt ihren Nachwuchs für den Herbst. Mit der Ausbildung von Fachkräften sichern sich Unternehmen ihre Zukunft und die des Wirtschaftsstandortes Österreich. Lehrlinge sind, als zukünftige Fachkräfte, deshalb sehr gefragt. Im Durchschnitt sind im vergangenen Jahr auf 11.678 beim AMS gemeldete Lehrstellensuchende 16.047 offene Lehrstellen gekommen. Das bedeutet einen durchschnittlichen Lehrstellenüberhang von 4369. Auf eine offene Lehrstelle kommen 0,7 Bewerber. Stand 31. Dezember 2020 gab es in Österreich 108.416 Lehrlinge.
„Die Perspektive für die Lehre ist hervorragend. Denn junge Menschen absolvieren eine krisenfeste Ausbildung. Wir wissen, dass 47 Prozent der gesuchten Fachkräfte auf Handwerksberufe entfallen. Die Entscheidung für diesen Weg ist also ein Jobgarant mit unglaublichem Potenzial. Wichtig ist, dass wir die Möglichkeiten in der Lehre noch viel stärker herzeigen und ins Schaufenster stellen“, erklärt Mariana Kühnel, stellv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Anreiz bieten
Um für zukünftige Lehrlinge als Ausbildungsbetrieb attraktiv zu sein, bieten viele Betriebe auch Zusatzleistungen. „Das können zusätzliche Weiterbildungsmöglichkeiten sein, die Ermöglichung von Auslandspraktika, Anerkennungen für gute schulische Leistungen und vieles mehr. Auch Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten nach vollendeter Lehrausbildung sind für Jugendliche ein guter Anreiz. Attraktiv für Jugendliche und Eltern ist es auch, wenn Ausbildungsbetriebe neben der Lehre die Möglichkeit zur Berufsreifeprüfung anbieten, also Lehre mit Matura“, erklärt Alexander Eppler, Bildungssprecher der Wirtschaftskammer Wien. Um potenzielle Nachwuchskräfte zu erreichen und direkt anzusprechen, vernetzen sich Betriebe auch immer öfter mit Schulen. „Am besten funktioniert die Nachwuchssuche über den persönlichen Kontakt, zum Beispiel im Rahmen von „berufspraktischen Tagen“ über die Schulen. Leider können diese Aktivitäten seitens der Schulen derzeit coronabedingt nicht stattfinden. Immer wichtiger wird es für Betriebe außerdem, online präsent zu sein und die Zielgruppe Jugendliche dort adäquat anzusprechen“, so Eppler.
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„Natürlich freuen wir uns über jede einzelne Bewerbung und das Interesse der Bewerber“
(Irene Ströck, Geschäftsführerin Ströck)
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„Wir sind ein hoch dynamischer Industriezweig mit packenden Berufen“
(Martin Widermann, Geschäftsführer PROPAK)
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„Wir wünschen uns junge, motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“
(Christa Schuh, Lehrlings-Management Post)
Leidenschaft fürs Backen
Der Weg, Jugendliche online anzusprechen, ist bei der Bäckerei Ströck sehr erfolgreich: „Wir erhalten genug Bewerbungen über unsere Online-Karriereseite. Natürlich freuen wir uns über jede einzelne Bewerbung und das Interesse der Bewerber. Es ist schön, dass eine Lehre bei Ströck Anklang findet“, erklärt Geschäftsführerin Irene Ströck. Derzeit bildet der Bäckereibetrieb 37 Lehrlinge in sechs verschiedenen Lehrberufen aus. „Als Familien- und Traditionsunternehmen legen wir ganz besonderen Wert auf die Ausbildung und Förderung unserer jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – denn sie sind die Zukunft unseres Unternehmens. Das beweist auch die Auszeichnung mit dem Wiener Qualitätssiegel TOP-Lehrbetrieb“, so Ströck. Grundvoraussetzung für die Lehre als Bäcker ist die Leidenschaft für das Backen, sowie das Interesse mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, zu kreieren. Wichtig sind außerdem die Freude am Umgang mit Lebensmittel, sorgfältiges Arbeiten und Hygienebewusstsein. Als Bäcker- oder Konditor-Lehrling beginnt man früh morgens mit der Arbeit, es ist daher von Vorteil ein Frühaufsteher zu sein. „Wir verlangen viel von unseren Lehrlingen: viel Engagement, viel Herzblut und viel Begeisterung. Dafür bieten wir auch viel: Prämien für besonders gute Zeugnisse oder die bestandene Lehrabschlussprüfung. Individuelle Betreuung und Unterstützung, Lehrlingsevents und natürlich eine faire Lehrlingsentschädigung“, so Ströck und weiter: „In den letzten Jahren, durften unsere Lehrlinge auch in zahlreichen Projekten ihr Können auch in der Praxis unter Beweis stellen. Zum Beispiel durften die Lehrlinge fünf Tage lang im Rahmen der Lehrlingswoche die Filiale Stephansdom selbstständig leiten.“
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Als Traditionsunternehmen legt die Bäckerei Ströck ganz besonderen Wert auf die Ausbildung und Förderung junger Mitarbeiter
Hohe Behaltequote
Die Unternehmen der PROPAK-Industrie erzeugen jährlich 1,2 Millionen Tonnen Produkte aus Papier und Karton und bieten attraktive und stabile Arbeitsplätze mit sehr guten Karrierechancen – auch in den herausfordernden Zeiten der Pandemie. Die Lehrlingszahlen haben sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Zurzeit werden 224 Lehrlinge in 20 Lehrberufen ausgebildet. „Der Lehrberuf Verpackungstechnik ist der Hauptberuf in unserer Branche, gefolgt von Lehrausbildungen in Drucktechnik, Metalltechnik, Elektrotechnik, Prozesstechnik bis hin zu Industrie- und Bürokauffrau/-mann. Besonders bemerkenswert ist, dass die meisten jungen Menschen, die zu Verpackungstechnikern und Verpackungstechnikerinnen ausgebildet wurden, nach dem Lehrabschluss in ihrem Ausbildungsbetrieb beschäftigt bleiben. Diese hohe Behaltequote stellt nicht nur unseren Betrieben, sondern der gesamten Branche ein sehr gutes Zeugnis aus!“, erklärt Martin Widermann Geschäftsführer PROPAK. Verpackungstechniker entwickeln smarte, innovative Verpackungslösungen aus Papier und Karton maßgeschneidert auf das zu schützende Produkt, steuern technisch anspruchsvolle Anlagen zur Verpackungsherstellung, kontrollieren die Produktion und die Produkte oder arbeiten in der Kundenberatung und im Verkauf. <br />
„Wir sind ein hoch dynamischer Industriezweig mit packenden Berufen. Wir arbeiten intensiv daran, unsere Ausbildungswege laufend an die Erfordernisse anzupassen. Stichworte dazu sind: Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz. Nur so können wir den rasanten, vor allem technischen Entwicklungen, Rechnung tragen. Ein Karriereweg kann deshalb schon mal vom Lehrling bis zum Manager oder zur Managerin führen. Und will man nach der Lehre, vielleicht auch mit Matura, weiter lernen, so kann man das – von der PROPAK mitinitiierte – Bachelorstudium Verpackungstechnologie mit anschließendem Master-Studiengang an der FH Campus Wien machen“, so Widermann.
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Verpackungstechniker haben gute Berufschancen
Neuer Lehrberuf
Einen neuen österreichweiten Lehrberuf bietet die Post mit Nah- und Distributionslogistik an. „Lehrlinge lernen den gesamten Sendungsverlauf von der Annahme der Sendung über die Weiterleitung, Verteilung bis hin zur Zustellung bzw. Hinterlegung kennen und selbstverständlich auch noch die Rücksendung, bei nicht angenommenen bzw. nicht zustellbaren Sendungen“, erklärt Christa Schuh, Lehrlings-Management der österreichischen Post. Bewerber müssen die Pflichtschule abgeschlossen haben, über gute Deutschkenntnisse verfügen und sehr flexibel sein, da ihre Ausbildung sowohl in den Logistikzentren, in den Filialen als auch in der Zustellbasis erfolgt. „Wir wünschen uns junge, motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Freude am Umgang mit Menschen haben, flexibel, verlässlich und genau sind und auch gerne im Freien arbeiten. Unsere derzeitigen Lehrlinge fühlen sich bei uns wohl, in der Zielgruppe der Bewerberinnen und Bewerber muss dieser Beruf noch bekannter werden. Wir sind aber sicher, dass er auf die Dauer sehr positiv angenommen wird, weil die Ausbildung so vielfältig ist“, so Schuh. Derzeit bildet die Österreichische Post rund 70 Lehrlinge im neuen Lehrberuf Nah- und Distributionslogistik aus, rund 140 als Einzelhandelskaufleute mit Schwerpunkt Telekommunikation und knapp 20 als Büro- bzw. E-Commerce-Kaufleute bzw. in der IT-Systemtechnik und Applikationsentwicklung.
© POST/CHRISTIAN STEMPER
Die Österreichische Post bietet seit 2019 den neuen Lehrberuf Nah- und Distributionslogistik an und bildet derzeit rund 70 Lehrlinge darin aus
Autor: Helene Tuma