Mädchen stehen beruflich alle Türen offen

Fachkräfte. Trotz bester Zukunftsperspektiven wagen immer noch zu wenige Mädchen den Sprung in den technischen Bereich

 


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Technische Berufe bieten gute Verdienstmöglichkeiten und garantieren ein gewisses Maß an Jobsicherheit

 

Sie gelten nach wie vor als männerdominiert und frauenuntypisch: technische Berufe. Dabei sind gerade die Ausbildungen im technischen Bereich besonders interessant und zukunftsorientiert – und auch die Kreativität kommt nicht zu kurz. Denn gerade bei technischen Berufen gibt es viele unterschiedliche Schwerpunkte, die den Talenten und Interessen der Mädchen entgegenkommen. Trotzdem entscheiden sich nur wenige Mädchen für eine Laufbahn abseits der traditionellen Lehrberufe wie Verkäuferin, Sekretärin und Friseurin.

 

 

Mit Talent und Köpfchen
Ist es für junge Männer ganz normal, Kfz-Mechatroniker, Elektroniker oder Fachinformatiker zu werden, so schrecken Mädchen oft davor zurück, weil mit technischen Berufen immer noch veraltete Berufsbilder verbunden werden. Die Zeiten, in denen man sich körperlich stark anstrengen musste, sind vorbei. Gefragt sind stattdessen Kreativität, Selbstständigkeit, Genauigkeit und Kommunikationsfähigkeit.

 

 

MINT-Berufe im Fokus
Für Europa liegen Schätzungen der Europäischen Kommission für den MINT-Bedarf (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) für das Jahr 2025 vor. Es wird erwartet, dass über eine Million Stellen in MINT-Berufen von 2013 bis 2025 in der EU entstehen. Die Nachfrage nach MINT-Qualifizierten steigt damit doppelt so schnell wie in anderen Berufen. Österreich zählt neben Slowenien, Malta, Ungarn, Finnland und Luxemburg zu den EU-Ländern, in denen der Anteil von MINT-Fachkräften an neuen Arbeitsplätzen (mit etwa fünf bis neun Prozent) relativ zu allen neuen Arbeitsplätzen mit am höchsten eingeschätzt wird. Absolut wird für Österreich ein Stellenwachstum von etwa 160.000 neu zu besetzenden Stellen im MINT-Bereich bis zum Jahr 2025 erwartet (Cedefop, 2015), das geht aus der IHS-Studie „MINT-Interesse bei Kindern steigern” hervor. Nun gilt es das Interesse der Mädchen für MINT-Berufe schon möglichst früh zu wecken und für eine Karriere im technischen Berufsfeld zu begeistern, denn hier liegt ein großes Potenzial, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

 

 

Technische Lehre
Als Lehrling lernen und arbeiten die Mädchen die meiste Zeit direkt im Lehrbetrieb und sind voll in das betriebliche Geschehen eingebunden. Die besten Fachkräfte der Branche geben ihr Wissen an die Lehrlinge weiter. Rund 20 Prozent der Ausbildungszeit verbringen die Lehrlinge in der Berufsschule, wo der theoretische Background für den gewählten Lehrberuf erworben wird. Damit die duale Lehrausbildung auch in Zukunft ein Erfolgsmodell bleibt, wurden zeitgemäße Lehrberufe eingeführt und nach und nach alle schon vorhandenen Berufsbilder erneuert. Die Stärkung von Frauen in technischen Berufen ist den heimischen Unternehmen ein großes Anliegen.

Lehre in der Industrie
„Obwohl die Situation am Arbeitsmarkt wegen der Covid-19-Krise ausgesprochen herausfordernd bleibt, ist die Bereitschaft der Industrie ungebrochen, junge Menschen auszubilden und ihnen ausgezeichnete berufliche Perspektiven zu bieten – unserer Lehrlinge sind die Fachkräfte der Zukunft“, betont Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV). Viele der rund 1.200 lehrlingsausbildenden Industriebetriebe suchen nach engagierten und motivierten Bewerberinnen und Bewerbern. Heimische Industriebetriebe nehmen rund 104.000 Euro für die qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung und somit für die Zukunft eines Jugendlichen in die Hand, das ist mehr als alle anderen Wirtschaftssparten.
Dennoch braucht es zusätzliche Maßnahmen in Richtung Bildung und Jugendbeschäftigung, um eine Verschärfung bestehender Probleme zu vermeiden, so Knill. „Wir benötigen eine Qualitätsoffensive bei der Grundbildung, um die Vorkompetenzen und die „digital skills” der Jugendlichen zu verbessern. Ebenso muss die Bildungs- und Berufsorientierung weiter verbessert werden, unerlässlich ist eine Reform der 9. Schulstufe, um eine strukturierte Eingangsphase in die Lehre zu schaffen“, so der IV-Präsident weiter.

Autor: Herta Scheidinger

 

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