Rechtsanwalt Thomas Hofer-Zeni gibt im Interview Tipps für Gründer
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Dr. Thomas Hofer-Zeni, Rechtsanwalt, im Gespräch
Rund 40.000 Unternehmen werden jedes Jahr in Österreich gegründet. Welche Rechtsthemen werden von den Gründern unterschätzt?
Thomas Hofer-Zeni: Da gäbe es viele Bereiche aufzuzählen. Ich stelle oft fest, dass schon das allgemeine Vertragsrecht Probleme bereitet, das gilt dann natürlich auch für gesellschaftsrechtliche oder gewerberechtliche Fragen. Häufig ist die Kenntnis spezieller Rechtsgebiete erforderlich, wie Markenrecht, Wettbewerbsrecht oder Urheberrecht. Hier wird oft einfach drauflos gearbeitet, was dann nicht selten nach hinten losgeht. Problematisch ist auch das Steuerrecht oder das Sozialversicherungsrecht. Der größte Teil der Insolvenzanträge geht von den Finanzämtern und der Österreichischen Gesundheitskasse aus, was darauf hinweist, dass diese Rechtsbereiche nicht ausreichend ernst genommen werden.
Wie erklären Sie sich, dass gerade im juristischen Bereich mit einer gewissen Fahrlässigkeit agiert wird?
Das hat eine Vielzahl von Gründen. Zunächst muss man bedenken, dass das Recht immer komplexer wird und auch immer rascheren Wechseln unterworfen ist. Das schadet natürlich auch der Qualität der Gesetze. Es ist schon für Juristen sehr schwierig, einen Überblick zu bewahren, wie sollte sich ein Laie da zurechtfinden. Hinzu kommt, dass der Unternehmer ja eigentlich seine ganze Kraft in sein Produkt, in dessen Bewerbung und den Verkauf stecken muss. Da bleibt nur wenig Zeit, für juristische Fragen.
Ab wann sollte ein Rechtsanwalt bei einer Gründung involviert werden?
Idealerweise natürlich ganz am Beginn. Ab dem Zeitpunkt, ab dem man sich entschieden hat, sich ins Abenteuer zu stürzen, wäre eine regelmäßige rechtliche Begleitung sinnvoll. Gerade am Anfang gibt es viele Schrauben, die einer Feinabstimmung bedürfen.
Wo bestehen aus Ihrer Sicht die größten Knackpunkte?
Ich erlebe oft, dass berechtigte Forderungen daran scheitern, dass die vertraglichen Grundlagen fehlen. Viele kleinere Unternehmen haben kein konkretes Konzept für eine Vertragsabwicklung und verlassen sich darauf, dass es schon irgendwie klappen wird. Das geht oft gut, wenn aber etwas schiefläuft, dann fehlt einem das Netz, eine Strategie, mit der man das wieder hinbekommen kann. Viele bedenken auch nicht, dass in einem Unternehmen nicht immer alle Partner dasselbe Ziel verfolgen. Auch hier höre ich oft: „Wir verstehen uns ja alle prima, ein schriftlicher Vertrag ist doch nicht notwendig.“ Das mag bei der Gründung eines Unternehmens stimmen, aber das Leben ändert sich und irgendwann stellt man fest, dass es doch gut gewesen wäre, Rechte abzuklären, eine Exitstrategie oder Abstimmungsregelungen festzulegen.
Es gibt immer mehr Anbieter im Internet, die günstige Musterverträge für Gründer zur Verfügung stellen. Sind diese Vorlagen brauchbar?
Nach meiner Erfahrung können solche Muster bestenfalls Orientierungshilfen darstellen. In der Regel dürfen solche Plattformen nach österreichischem Recht auch nicht auf die individuelle Situation ihrer Kunden eingehen und rechtliche Beratungen vornehmen, so dass man zwar vielleicht nicht viel investieren muss, aber dafür auch nicht viel bekommt.