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Für Thomas Schwabl sind Flexibilität im Kopf und Offenheit für Neues wichtige Voraussetzungen am Arbeitsmarkt
Interview. Thomas Schwabl, geschäftsführender Gesellschafter von Marketangent.com, über den beruflichen Alltag der Zukunft
Der geschäftsführende Gesellschafter des Online-Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketangent.com, Thomas Schwabl, im Gespräch über die Zukunft des Arbeitsmarktes und die Wichtigkeit von Flexibilität.
Wie wird sich der Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren verändern?
Thomas Schwabl: Shift happens: Veränderung ist die einzige Konstante und so werden wir auch in den kommenden Jahren eine deutliche Änderung am Arbeitsmarkt erleben. Die zunehmende Schwierigkeit Personal in viele Branchen zu rekrutieren, wird die Unternehmer zu einem nachhaltigen Umdenken bewegen. Es bewerben sich nicht mehr die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bei den Unternehmen, sondern die Unternehmen bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Hybride Modelle mit Homeoffice, Vier-Tage-Woche und zunehmender Flexibilität werden schon bald zu unserem beruflichen Alltag zählen.
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf die Berufsbilder der Zukunft?
Kaum eine Branche wird von der Digitalisierung unberührt bleiben. Bei manchen geht es schneller, bei manchen dauert es ein wenig länger. Aber am Ende des Tages kann sich kein Unternehmen davon verstecken, was auch zwangsläufig Auswirkungen auf die jeweiligen Berufsbilder hat. Zwar war das Konzept des lebenslangen Lernens schon vor zwanzig Jahren bekannt, doch heute ist es wichtiger denn je. Kann man das digitale Klavier nicht spielen, dann wird es künftig nicht mehr möglich sein, sich im Job zu behaupten. Digital Skills sind in nahezu allen Branchen ein „must have“.
Wie können sich auch ältere Arbeitnehmer auf die sich permanent ändernden Anforderungen und Qualifikationen einstellen?
Gerade ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben oft Schwierigkeiten den immer schnelleren Innovationszyklen zu folgen und oft gibt es auch eine Abwehrreaktion gegenüber Neuerungen. Zwar wird die Erfahrung immer einen wichtigen Stellenwert einnehmen, den man aber auch nicht überbewerten darf. Es ist daher unumgänglich, dass man sich mit Trends und Entwicklungen pro-aktiv auseinandersetzt und nicht in der Vergangenheit verharrt. Flexibilität im Kopf und Offenheit für Neues ist unverzichtbar – und zwar unabhängig von der Position und der Branche.
Wird es auch zunehmend einen Wechsel in den Beschäftigungsformen geben? Gehören unbefristet Angestellte zur Welt von gestern?
Hybride Modelle sind in allen Wirtschaftszweigen auf dem Vormarsch. Und ebensolche werden auch vermehrt am Arbeitsmarkt auftreten. Die Arbeitnehmer wünschen sich mehr räumliche und zeitliche Flexibilität und die Unternehmerinnen und Unternehmer werden diesem Wunsch, ob sie wollen oder nicht, entsprechen müssen. Der „War for Talents“ hat sich zu einem allgemeinen Kampf um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickelt. Und diese geänderte Marktmacht wird neue Arbeitsmodelle zu Tage fördern, wovon hoffentlich schlussendlich beide Seiten profitieren.
- Herta Scheidinger