"Wir werden auch in Zukunft die Vorteile der Digitalisierung nützen"

Herbert Schweiger, Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen, über Online-Unterricht und die Zukunft des Lernens

 


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Herbert Schweiger, GF der Wiener Volkshochschulen, über digitales Lernen und Fernunterricht

 

Herr Schweiger, im Moment findet der Unterricht an den Volkshochschulen nur online statt. Wie wird das von den Teilnehmern angenommen?
Herbert Schweiger: Die Online-Kurse werden sehr gut angenommen. Für viele Leute war es jedoch eine Herausforderung, sich überhaupt einmal mit der Technologie auseinanderzusetzen und sie für sich zu erschließen. Nach dem ersten Lockdown sind viele Leute zu uns gekommen und haben nachgefragt, wie sie unsere Online-Angebote besuchen können. Wir werden auch bald Tutorial-Videos für den Online-Kursbesuch bereitstellen.

 


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Kurse der VHS Wien werden zurzeit digital angeboten

 

Welche Bildungsangebote werden in dieser Zeit vermehrt genutzt?
Es ist prinzipiell so, dass jetzt Ausbildungen verstärkt nachgefragt werden. Das Freizeitangebot ist ja momentan sehr eingeschränkt und dadurch ergeben sich andere Möglichkeiten. Viele Menschen setzen sich jetzt interessensorientiert mit Bildung auseinander. Es gibt dabei zwei Dimensionen: Zum einen das Nachholen und Verbessern von Bildungsabschlüssen, zum anderen besteht das Bedürfnis, etwas für sich zu tun. Man hat auch private Interessen, die man versucht ausgleichend abzudecken. Hier steht vor allem der Wunsch, ein Musikinstrument zu lernen im Vordergrund.

Wie wird der Unterricht in den VHS in Zukunft aussehen?
Wir werden auch in Zukunft die Vorteile der Digitalisierung nützen, also Kurse anbieten, die Online- mit Präsenzunterricht verbinden. Es gibt jetzt schon sogenannte „Kurse mit Heimvorteil“. Das sind Kurse, die wir in Präsenzunterricht anbieten, die aber auch online besucht werden können, wenn man krank oder in einer anderen Form verhindert ist. Ein weiteres Beispiel ist der Flipped-Classroom. Hier wird zu Hause gelernt und in Einheiten mit Anwesenheit dann das Erlernte erprobt. Das ist bei Sprachen zum Beispiel ganz wichtig, wo online gelernt und im Präsenzunterricht die Aussprache oder das Kommunizieren miteinander geübt wird.

Welche Zusatzkompetenzen sind in Zukunft gefragt?
Die ganze Berufswelt verändert sich, es tauchen auch neue Berufe auf und andere verschwinden. Deshalb ist es wichtig, gegenüber neuen Technologien aufgeschlossen zu sein und flexibel zu bleiben. Ich habe einmal gelesen, man nimmt an, dass die heute jüngere Generation im Laufe ihres Lebens drei Mal inhaltlich den Beruf wechseln wird. Da gehört Aufgeschlossenheit und Offenheit gegenüber neuen Technologien dazu.

Autor: Helene Tuma

 

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