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Ein Großteil der Österreicherinnen und Österreicher haben sich in den letzten Jahren zuhause einen eigenen Arbeitsbereich eingerichtet
Remote-Work. Die Arbeit von zu Hause verhilft Mitarbeitern nicht nur zu einer besseren Work-Life-Balance. Der Job macht vielen auch mehr Spaß und zudem steigt auch die Arbeitsleistung im Heim-Büro
Das Arbeiten im Homeoffice hat flächendeckend Einzug in die heimische Arbeitswelt gehalten. Flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten ist eine Selbstverständlichkeit, an der Unternehmen nicht mehr vorbeikommen. Das zeigt auch die „Flexible Working Studie 2022“ von Deloitte Österreich, in Zusammenarbeit mit der Universität Wien und der Universität Graz. Bei 89 Prozent der befragten Unternehmen hat mindestens die Hälfte der Belegschaft die Möglichkeit zum Homeoffice. Auch die Anzahl der Personen, die Homeoffice tatsächlich nutzen, ist anhaltend hoch: 82 Prozent der Befragten berichten aktuell, dass ein großer Teil der Belegschaft gelegentlich oder regelmäßig remote arbeitet. Damit Unternehmen im „War for Talents“ bestehen können, spielt flexibles Arbeiten mittlerweile eine entscheidende Rolle: Bei 93 Prozent der befragten Unternehmen sind die Erwartungen von Bewerbenden hinsichtlich Homeoffice-Möglichkeiten deutlich gestiegen. Dementsprechend wirkt sich das Angebot von Remote Work positiv auf die Arbeitgeberattraktivität aus. Es gibt jedoch auch Tücken.
„Bei vermehrter Remote-Arbeit ist es besonders wichtig, auf das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden zu achten. Arbeitgeber, die auf das Vermitteln der Unternehmenskultur und die Förderung des Teamspirits vergessen, werden schnell austauschbar“, warnt Christian Korunka, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wien.
„Homeoffice ist in vielen Fällen ein fixer Bestandteil des Arbeitslebens geworden“
Markus Dejmek
ImmoScout24
Kein Produktivitätskiller
Lange galt Homeoffice als „Produktivitätskiller“. Seit der Pandemie hat sich jedoch gezeigt, dass auch in den eigenen vier Wänden produktiv gearbeitet wird. Laut der Trendstudie „Das Zuhause im Wandel – Wohnen und Arbeiten unter einem Dach“ von ImmoScout24 sind 55 Prozent der Österreicher, die zumindest fallweise zu Hause arbeiten, ihren eigenen Angaben zufolge dort produktiver als im Büro. Frauen (57 Prozent) empfinden ihre Produktivität im Heim-Büro etwas höher als Männer (54 Prozent). „Die Trendumfrage zeigt, dass Homeoffice uns zufriedener und produktiver macht. Ein Großteil der Österreicherinnen und Österreicher haben sich inzwischen zu Hause einen eigenen Arbeitsbereich eingerichtet. Nur 15 Prozent suchen immer wieder einen neuen Platz zum Arbeiten im eigenen Heim,“ so Markus Dejmek, Österreich-Chef von Immo-Scout24.
Eine satte Mehrheit von 85 Prozent, die zumindest fallweise zu Hause arbeiten, haben sich einen Homeoffice-Bereich im Haushalt eingerichtet. Gut drei Viertel der Erwerbstätigen, die zumindest fallweise im eigenen Heim arbeiten, sind mit ihrem Arbeitsplatz zu Hause zufrieden, zwei Fünftel sind sogar sehr zufrieden. Dabei schätzen die Befragten vor allem die Möglichkeit ungestört und konzentriert tätig sein zu können. Am stärksten stimmt hier die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen (88 Prozent) zu, weniger Ruhe benötigen die 18- bis 29-Jährigen (66 Prozent). „Homeoffice ist in vielen Fällen ein fixer Bestandteil des Arbeitslebens geworden. Der größte Gewinn für die Österreicherinnen und Österreicher ist eindeutig eine verbesserte Work-Life-Balance durch den Wegfall des Arbeitsweges im Homeoffice. 56 Prozent geben an, dass die gewonnene Zeit zu einem besseren Verhältnis zwischen Arbeitsleben und Freizeit beiträgt. Das hat einen weiteren positiver Nebeneffekt: 46 Prozent sagen, dass ihr Job ihnen mehr Spaß macht, seit sie von zu Hause arbeiten, da sie die Arbeit besser in ihr Leben integrieren können,“ so Markus Dejmek.
„Von den Mitarbeitenden wird das mobile
Arbeiten sehr gut angenommen“
Cordula Gottwald
Stadt Wien
Mobil arbeiten
Die Stadt Wien beschäftigt sich schon länger mit neuen Arbeitsformen und hat seit 2020 Regeln für das „Mobile Arbeiten“ in ihrem Dienstrecht verankert. Damit ist es Mitarbeitern der Stadt möglich, bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil zu arbeiten – also nicht „nur“ im Homeoffice, sondern überall. „Es gibt keinen Rechtsanspruch, sondern der Anteil von Homeoffice-Tagen wird individuell in der Organisationseinheit vereinbart. Wichtig ist der Stadt, dass bestimmte Rahmenbedingungen eingehalten werden, so legt man etwa großen Wert auf ein gesundes Arbeiten auch am Heimarbeitsplatz – dazu wurde ein E-Learning entwickelt. Auch stehen die Serviceprozesse für die Kundinnen und Kunden natürlich immer im Vordergrund“, erklärt Cordula Gottwald, Personaldirektorin der Stadt Wien und weiter:
„Bei vermehrter Remote-Arbeit ist es wichtig,
auf das Zugehörigkeitsgefühl zu achten“
Christian Korunka
Universität Wien
„Von den Mitarbeitenden wird das mobile Arbeiten sehr gut angenommen. In der Zwischenzeit ist es auch ein wichtiger Wettbewerbsfaktor im Kampf um die besten Köpfe am Arbeitsmarkt. Damit Homeoffice gut funktioniert, braucht es vor allem viel Umsicht in der Führungsarbeit.
„Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter – aber auch jede der über 250 Berufsgruppen der Stadt – bringt andere Voraussetzungen mit und erlebt das Arbeiten fernaab des üblichen Arbeitsplatzes auf ganz individuelle Weise. So hat das mobile Arbeiten sehr viele Vorteile, birgt aber auch Herausforderungen. Die Stadt Wien hat deshalb eine Reihe an Beratungs- und Schulungsangeboten für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Führungskräfte entwickelt und ist auch dabei, die Arbeitswelt in ihrer Gesamtheit ständig weiterzuentwickeln.“
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Auch im Homeoffice darf auf die Förderung des Teamspirits nicht vergessen werden
- Helene Tuma